Die israelische Gesellschaft erlebt den vielleicht tiefsten Einschnitt seit der
Staatsgründung. Das beschäftigt auch die jüdische und israelische Community hier in Deutschland. Der brutale Mord an wehrlosen Zivilist:innen, die Entführung und Geiselnahmen haben eine
neue Dimension der Gewalt hervorgebracht, die lange nachwirken wird.
Der enthemmte Terror und allgegenwärtige Virulenz des Antisemitismus
stellen eine doppelte Belastung dar.
Die langanhaltenden psychologischen Folgen von Antisemitismus sind jedoch ein Thema, das noch nicht umfassend erforscht ist. Auch die Rolle der antisemitismuskritischen Therapie und Beratung ist eher selten Gegenstand fachlicher Debatten. In der Ausbildung von Psycholog:innen und Psychotherapeut:innen wird diesem Thema nicht viel Bedeutung beigemessen.
Außerdem fehlen Zugänge zu jüdischen Erfahrungen und Perspektiven auf
Antisemitismus als transgenerationale Erfahrungskategorie. Im Zuge der
aktuellen Krisenkomplexe vor und nun auch nach dem 7. Oktober treten diese Leerstellen zunehmend deutlicher zum Tragen.
Der Fachtag findet im Rahmen des Projekts » SUPPORT« statt. Das Projekt
zielt auf die Qualitätssicherung der Betroffenenberatung, den Ausbau der
psychologischen Beratung, Vernetzung jüdischer Psycholog:innen und
Berater:innen sowie die Förderung der Antisemitismuskritik in der thera-
peutischen Versorgung.